1. Mechanische Reizungen ausschließen / Ist Wolle-Seide für Babys wirklich geeignet?
Stoffwülste, dicke Nähte oder größere Verschlüsse sollen an jenen Stellen vermieden werden, an denen das Baby auf der Matratze aufliegt. Denn diese hinterlassen unangenehme Druckstellen auf der Haut. Idealerweise wird auf Ärmelnähte verzichtet, da die Frühchen mit ihren Schulterblättern ständig auf diesen Nähten liegen.
Der Stoff sollte möglichst weich sein (dies kann man oftmals erst nach dem ersten Waschen feststellen) und der Zwirn sollte weich und bauschig sein, da fester Zwirn bei jeder Bewegung auf der Haut scheuert und kleine Wunden entstehen können. Klettverschlüsse sind unbedingt zu vermeiden, da diese die Haut zerkratzen können und zudem beim Auf- und Zumachen ein lautes, unangenehmes Geräusch erzeugen, das Ihr Kind aufschrecken lässt und damit die Ruhe stört, die es für seine körperliche und geistige Entwicklung braucht.
Gerne wird für Früh- und Neugeborene eine Materialmischung aus Seide und Wolle propagiert. Im Hinblick auf Neurodermitis-Vorsorge ist davon aber eher abzuraten, da Schafwolle die empfindliche Haut irritieren und Juckreiz erzeugen kann. Am besten eignet sich 100% Bio-Baumwolle ohne Elasthan, da auch dieses die Haut irritieren kann.
2. Eindringen von Textilschadstoffen über die Haut vermeiden
Bereits in den 1970ern machte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf aufmerksam, dass 80% aller chronischen Erkrankungen in Bezug zu Umweltgiften stehen, die wir über die Kleidung, die Nahrung, die Luft oder das Wasser aufnehmen. Dennoch bleiben Textilschadstoffe bis heute ein extrem unterschätzter Faktor, wenn es um Umweltgifte und deren Folgeerkrankungen geht.
Die Kleidung, die wir auf der Haut tragen, wird oft mit Hilfe hochgiftiger Chemikalien hergestellt, die beim Gebrauch wieder freigesetzt werden und über die Haut, speziell die dünne und unreife Babyhaut, aufgenommen werden können. Schadstoffe gelangen auf mehreren Wegen in unsere Textilien:
- Beim konventionellen Baumwollanbau werden Unmengen an Pestiziden ausgebracht, die man später nicht nur im Stoff, sondern auch in Luft, Boden und Wasser wiederfindet.
- Textilfarbstoffe können Schwermetalle sowie mehrere fortpflanzungsgefährdende, erbgutschädigende und krebserregende Substanzen enthalten. Viele davon können auch Allergien auslösen. Die Gifte gelangen beim Färben und Bedrucken in unsere Kleidung und können von der Haut aufgenommen werden.
- Das chemische „Ausrüsten“ als letzte Stufe der Stoffherstellung soll unsere Textilien weich, geschmeidig, haltbar, pflegeleicht, glänzend, reißfest, knitterarm, formstabil, schnelltrocknend oder bügelfrei machen. Dafür kommen dutzende, teils hochgiftige Chemikalien zum Einsatz, die oft noch im fertigen Kleidungsstück nachgewiesen werden können. Selbst kleinste Mengen davon können Gesundheit und Umwelt schädigen.
Unser Körper verfügt zwar über ein Entgiftungssystem, dennoch reichern sich immer mehr Schadstoffe in unserem Körper an und können nicht mehr ausgeleitet werden. Dies stellt speziell den Körper eines Neugeborenen vor eine sehr große Herausforderung, der alle Ressourcen braucht, um sich nun außerhalb des Mutterbauchs weiter zu entwickeln. Folgeerkrankungen können entstehen.
Deshalb raten wir zum Verzicht auf Kleidungsstücke mit den Hinweisen „separat waschen" und „vor dem Tragen waschen". Die Farbstoffe dieser Textilien haften schlecht und können von der Haut aufgenommen werden. Auch Hinweise wie „bügelfrei" oder „knitterarm" sind sichere Hinweise auf chemische Substanzen.
Optimal ist Kleidung aus 100% Bio-Baumwolle, die unter GOTS-Bedingungen hergestellt wurde. GOTS steht für „Global Organic Textile Standard“ und stellt den höchsten, internationalen Bio-Standard für Naturfasern dar. Hier werden alle Herstellungsstufen eines Stoffes mindestens einmal jährlich nach strengen Kriterien geprüft, also der Baumwollproduzent, der Garnhersteller, die Strickerei/Weberei, die Färberei, Druckerei und der Ausrüster. Andere Standards wie Oekotex oder die schlichte Verwendung von Bio-Baumwolle ist lückenhaft und reicht nicht aus, um eine weitgehende Schadstofffreiheit zu gewährleisten. Es gibt heute bereits eine Vielzahl an Produkten, bei denen die hohe Bio-Qualität nicht zulasten des Designs oder der Optik geht.
3. Funktionskleidung bietet mehr Zeit und Ruhe für Wachstum und Entwicklung von Frühchen
Es gibt sogar spezielle Frühchenkleidung, die nicht nur gesundheitsschonend, sondern auch entwicklungsfördernd ist. Dabei kommen spezielle Modelle zum Einsatz, die durch ihre Rundum-Öffnungen ein einfacheres und schnelleres An- und Ausziehen des Babys ermöglichen. Bei vielen Eingriffen in der Klinik oder zuhause muss das Kind oft gar nicht mehr an- und ausgezogen werden. Dies schenkt dem Kind mehr von dem, was es für sein körperliches und geistiges Wachstum und seine Entwicklung so dringend braucht: nämlich stressfreie Zeit und Ruhe.